Sind wir die Verursacher der Finanzkrise?

Oder sind wir doch bloß die Opfer?

Als ich mir unlängst erneut diese Frage stellte, dachte ich an die Meldungen in den Medien, die immer von notleidenden Krediten sprachen, welche letzten Endes verantwortlich seien, und dass natürlich die Gier der Darlehensvermittler auf ihre Abschlussprovisionen und die mangelhafte Prüfung der Darlehensgeber hinsichtlich der Bonität der Darlehenskunden ihren Teil dazu beigetragen hätten.

Das ist natürlich sachlich soweit zunächst nicht falsch.  Natürlich wissen wir auch mittlerweile alle, dass die geänderte Gesetzeslage, welche wir der Regierung Schröder zu verdanken haben, es überhaupt erst ermöglicht hat, dass der Forderungsverkauf durch die Banken an Nichtbanken, also reine Verwertungsinvestoren wie Loane Star und andere Offshore-Firmen, diese Flut von Verwertungen ausgelöst hat, mit deren Folgen wir jetzt immer mehr konfrontiert sind.

Mit diesen Verkäufen kompensieren die Banken vor allem ihre zu geringe Ausstattung mit Eigenkapital, denn wenn die Kredite weg sind (notleidend oder auch ordentlich bedient von den Kunden), reicht das vorhandene Eigenkapital wieder für satte Neugeschäfte. Dass dabei die Immobilien durch die Aufkäufer gnadenlos verwertet bzw. versteigert werden, ist den ursprünglichen Darlehensgebern völlig egal. Der volkswirtschaftliche und menschliche Schaden aber reicht bis in die nächste Generation und ist überhaupt nicht zu beziffern.

Hier ist nach wie vor der Gesetzgeber gefragt – natürlich! Die Bemühungen der Betroffenen in mitunter redlicher Zusammenarbeit mit den Obergerichten, auch dem BGH, bewirken nicht genug, insbesondere weil die meisten Betoffenen alles, aber auch alles verzweifelt geduldig über sich ergehen lassen und nicht daran mitwirken, dass diese fatale Fehlentscheidung des damaligen Schröder-Kabinetts letztlich korrigiert wird.

Wir müssen bei der Ursachenforschung noch ein Stück weiter zurückgehen und die strukturellen Mängel anschauen: Zunächst natürlich das Geldsystem selbst, worüber seit Jahrzehnten viele andere ausführlich und klug nachgedacht haben. Aufgrund des Zinseszinssystems entsteht im Laufe der Jahre eine unermessliche virtuelle Geldmenge, die durch keine realen Werte mehr unterlegt sein kann und ist. Heute beträgt dieses “irreale” Geld dem Vernehmen nach weit über 90% der gesamten Geldmenge, bedient sich aber immer wieder aufgrund seines immensen Hungers bei der realen Wertschöpfung, also salopp gesagt aus der Arbeitsleistung der Menschen, die dann wirtschaftlich im Nirwana des Buchgeldmeeres verschwindet. Aufgrund dieser fundamentalen Schwäche des Geldsystems selbst bricht dieses in regelmäßigen Abständen zwingend in sich zusammen. Diesen Zeitpunkt haben wir seit der letzten Währungsreform, die unsere Eltern und Großeltern schmerzhaft in Erinnerung haben, eigentlich längst überschritten und die Finanzpolitik tut eigentlich nichts anderes als einen Eiertanz aufzuführen mit dem Ziel, diesen finalen Crash doch noch ein wenig hinauszuzögern.

Aber nehmen wir einmal an, das Geldsystem wäre stabil und hätte nicht diesen fundamentalen Mangel, der es regelmäßig einer Währungsreform mit Neubeginn zuführen würde.

Wo also läge dann die zu beseitigende Ursache einer Finanzkrise aufgrund zu vieler notleidender Kredite? Sie liegt in der außerordentlich mangelhaften Zusammenarbeit der Banken mit ihren Kunden, in der pauschalen Denkweise aller Beteiligten, dem Mangel an Verantwortung, Mitverantwortung, Beratung, und vor allem dem Nichtvorhandensein eines dringend notwendigen Krisenmanagements seitens der Banken für ihre Kunden, um beispielsweise vorübergehende Zahlungsprobleme elastisch miteinander zu lösen, anstatt den Leuten zu kündigen und alles mit Verlust zu verwerten.

Das muss natürlich schon bei der Kreditvergabe anfangen. Wie kann eine Bank nur einem Ehepaar Mitte Dreißig mit 3 Kindern eine Hausfinanzierung mit 100% Auszahlung und einer Tilgungsrate von lediglich 1% verkaufen? Laufzeit 35 Jahre, Zinsbindung 10 Jahre. Ein redlicher Bänker müsste den Leuten klarmachen, dass nach Ablauf der Zinsbindung das Darlehen auf jeden Fall gekündigt und die Immobilie verwertet werden wird, also dass dies ein Darlehen mit eingebauter Zwangsversteigerung ist. Er müsste auch sagen, dass eine Umfinanzierung zu einer anderen Bank normalerweise nicht möglich sein wird, weil bei Ablösefinanzierungen heute im Regelfall maximal 60% vom Verkehrswert finanzierbar ist, und so weiter. Hier in diesen Bereichen liegen die größten Mängel begraben, die es zu beheben gilt, der Forderungsverkauf müsste gesetzlich drastisch eingeschränkt werden und nur an andere Banken erlaubt sein, dass diese vermeintlich legale Steuerbetrugsschiene über Offshore-Firmen endlich unterbunden wird. Der heute jedenfalls praktizierte wirtschaftliche und menschliche Vampirismus des Geldsystems zu Lasten aller Menschen in diesem Land und weltweit hat ein rasches Ende verdient.

Dies herbeizuführen, bedarf der Anstrengung aller, denn der Ausstieg aus dem System ohne einen totalen Zusammenbruch ist kaum vorstellbar aufgrund der globalen Vernetzung. Unsere besten Köpfe müssten ein Umstiegsszenario entwickeln und es müsste ein Geldsystem an die Stelle des bisherigen treten, das sich ausschließlich an den realen Werten orientiert, wieder zum Diener der Menschen wird und nicht zur Gelddiktatur wie heute, welche allen Menschen letztlich nutzlos Blut und Knochenmark entzieht.

Wenn Sie zu einigen Aspekten berufene Stimmen hören und sehen wollen, gehen Sie bitte links im Menü auf “Youtube”, da habe ich einige Links dazu versammelt.

Mit den besten Wünschen

07.06.2010, Euer Admin

PS:       Und was ist nun unser Anteil an dem Desaster?

Wir haben Ja gesagt! Und fast immer ohne die Verträge sorgfältig zu lesen, und zu verstehen, und bei unklaren Stellen so lange nachzufragen, bis wir entsprechend ausführlich Auskunft bekamen. Wir haben auch nicht nachgerechnet, wir haben nicht besprochen, was geschieht, wenn es mal “Dellen” in unserer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit gibt, sei es durch Krankheit, Wechsel oder gänzlichen Verlust des Arbeitsplatzes etc. Wir haben mit den Darlehensgebern keine Szenarien besprochen und festgelegt, was man tun will, um solche Dellen abzufangen. Wir haben nicht nachgesehen, wie so etwas in der Rechtsprechung diskutiert wird. Gebauchpinselt von unserer angeblichen Bonität und dem gesteigerten Selbstwert, nunmehr Hauseigentümer zu werden, haben wir alles außer Acht gelassen, was wir beim Erwerb eines Kofferradios selbstverständlich prüfen würden.

Und genauso verhalten wir uns auch noch heute. Ist es etwa nicht so? Irre ich mich? Nein, gewiss nicht, denn der größte Teil der Bundesbürger ist von einem unerschütterlichen vorauseilenden Gehorsam beseelt, einer peinlichen Unterwerfung unter eine imaginäre Obrigkeit, die wir auf die Mächtigeren projizieren, fast keiner stellt wirksame Anträge bei Gericht, und er wundert und beklagt sich dann, dass das Gericht dadurch gesetzlich gehindert ist, seine Rechte überhaupt zu berücksichtigen. Fast keiner macht sich hier auch selbst ansatzweise zum Spezialisten, indem er zumindest mal das Zwangsversteigerungsgesetz liest. Wie soll der gnadenlose Ausverkauf unseres Volkes denn gestoppt werden, wenn wir uns allesamt willig zur Schlachtbank führen lassen? Wir laden das System ja förmlich dazu ein, uns unsere Köpfe abzuschlagen. Also sollten wir uns auch nicht beklagen, bejammern und irgendwo da draußen die Schuldigen suchen, die wir anhassen können.

Wenn alle Betroffenen aufstehen würden und kompetent mitwirken würden, könnte das System nicht mehr so weiter funktionieren und die Beteiligten, Gläubiger wie Schuldner und die Gerichte wären faktisch gezwungen, nun ja zumindest ermuntert dazu, andere und bessere Wege zu entwickeln und zu beschreiten.

Dafür arbeiten wir hier beim BZVI e.V., nicht polarisierend, nicht mit Feindbildern, so sehr sie mitunter auch berechtigt wären, sondern in dem Bemühen, Situationen zu schaffen, in denen alternative Wege für die Gläubiger wirtschaftlich letztlich viel attraktiver sind als die Zwangsversteigerung und wirtschaftliche Totalvernichtung ganzer Familien.

“Wir sind der Stein des Anstoßes”

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