Am Pfingstsonntag sollte die zweite Folge der “Hausrettungsinitiative” von Tine Wittler ausgestrahlt werden. Dazu kam es nicht, weil RTL das Format aufgrund der Recherchen der BILD-Zeitung eingestampft hat. Zu viel war getürkt worden, BILD sprach von “Schummel-TV”.
Auch wenn man nicht mit dem Medium BILD und seinen Wertungen einverstanden sein muss, die BILD-Redaktion gehört zu denen im Lande, die extrem sauber recherchieren. Nur ganz selten entsprechen die vorgestellten Sachverhalte nicht der Wahrheit.
Dass der angebliche Hausverkauf wegen Rücktritts des angeblichen Käufers kurz nach den Dreharbeiten gar nicht zustande kam, hätte RTL ruhig im Abspann der Sendung eingestehen können. Dass die Produktionsfirma das Dilemma nun auf die eigene Kappe nimmt und eingesteht, weder RTL noch Frau Wittler hätten etwas davon gewusst, geht auf das Konto Schadensbegrenzung. Wer jemals eine Fernsehproduktion der Entstehung mitgemacht hat, weiß, dass da wirklich jeder Bescheid weiß. Da sind Schauspieler am Werk, Statisten, und mit der entsprechenden Garnierung wird die bestellte “Mahlzeit” dem breiten Publikum mundgerecht serviert.
Dass dieses Konzept, was da probiert wurde, in Wirklichkeit sowieso nicht funktioniert, wissen wir alle. Und dass hier ein Bild vom ohnmächtigen Untermenschen “Schuldner” gemalt wird, ist aus meiner Sicht menschenverachtend und suggeriert, dass man sowieso völlig ausgeliefert ist und vor allem lernen muss, zu verzichten, zu verlieren. Warum diese Botschaft? Wehren sich mittlerweile doch zu viele Menschen gegen die Vernichtung ihrer Existenz? Nein, bestimmt nicht! Wenn ich höre, wie jemand sagt, er wolle in seinem Versteigerungsverfahren keine Rechtsmittel anwenden, weil er Angst hat, dafür bestraft zu werden, zeigt sich die Essenz unseres kollektiven Bewusstseins nur allzu deutlich. Nur dadurch kann dieses “System” so ungehindert unter den Menschen wüten, und es würde genügen, wenn nur 10-20% der Betroffenen aufstehen würden und ihre gesetzlichen Rechte einforderten. Dann wäre der Spuk ganz schnell zu Ende.
Was für ein Spuk? Nun, der Spuk des Missbrauchs der Schwächeren durch die vermeintlich Stärkeren. Der Spuk an den Gerichten, die von vorne herein gläubigerorientiert arbeiten, ja arbeiten müssen, weil die Schuldner im Regelfall keine der gesetzlich zulässigen und vorgesehenen Anträge ans Gericht stellen, ja nicht einmal wissen, dass das Gericht nur auf Antrag handeln darf und kann und es unsere demokratische Bürgerpflicht ist, Anträge zu stellen, anstatt herumzujammern. Statt für unsere Rechte zu kämpfen, suchen wir lieber Wege, um das angeblich Unvermeidliche ertragen zu lernen und rennen zum Psychiater.
Dass wir in Deutschland praktisch an vollen Töpfen verhungern, daran sind ausschließlich wir selbst schuld, weil wir dieses Spiel von Anfang an mitgespielt haben und jetzt zu feige sind, auszusteigen und endlich zu handeln. Und das betrifft alle Beteiligten, die Schuldner, die Gläubiger und die Personen, die bei Gericht ihre Arbeit verrichten.
Unser größter Feind sitzt in unserem eigenen Kopf, es ist der “vorauseilende Gehorsam”, der auf peinlichste Weise unseren geistigen Suizid vorantreibt, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Und wir schreien dann am Ende um Hilfe, wenn unser handgestricktes und gesellschaftlich verbreitetes und allgemein verordnetes Glaubenssystem an den erlittenen Schmerzen endlich zerbricht. Nur kosten darf es nichts, wir rufen “Wasch mich, aber mach mich nicht nass!” Und schon wieder wollen wir keine eigene Verantwortung tragen, für das was wir uns zurechtgelebt haben, schon wieder soll jemand anderes an unserer Statt erkennen und handeln.
Ich sage euch, so wird das nichts. Und so werden wir weiter wie die Mastkälber zur Schlachtbank geführt, Tag für Tag, Jahr für Jahr.
Ist denn da wenigstens einer unter euch, der es anders machen will und das auch tut?
Euer Admin